Deutsch-Baltische Gesellschaft in Hessen und Thüringen e. V.

Termine
Unsere Satzung
Mare Balticum Kulturtage - Berichte

Vorsitzender:
Jürgen v. Boetticher
Pfingstbornstr. 83, 65207 Wiesbaden
Tel.: 06122-12549
Fax: 06122-9324226
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Geschäftsstelle
Haus der Deutsch-Balten, Herdweg 79, 64285 Darmstadt
Tel.: 06151-43457, Fax: 06151-48302
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Bankverbindung:
Frankfurter Volksbank
IBAN: DE22 5019 0000 6000 7308 13; BIC: FFVBDEFF

 

Monatstreffen in Frankfurt/Main im Kakao-Kaffee Haus Nussknacker, Karlsruher Str. 5, 60329 Frankfurt
Treffen der Ortsgruppe Darmstadt jeweils am zweiten Donnerstag jedes Monats um 15:00 Uhr im Haus der Deutsch-Balten, Herdweg 79, Darmstadt

Nähere Informationen zu allen Treffen bei der Geschäftsstelle


Aktuelles 

Karin Kober berichte vom Treffen der Deutsch-Balten aus Hessen und Thüringen am 22. Oktober 2016 in Erfurt

Frühmorgens um 6 Uhr klingelte der Wecker zur Abfahrt um 7 Uhr nach Dietzenbach. In einer Viertelstunde waren wir bei Familie Haskanli, eine Viertelstunde früher als verabredet. Wir klingelten und klingelten, nichts! Kurzerhand kletterten wir über den Gartenzaun, klopften, - da kamen sie, es ging los. Unser Navi lotste uns verquer, wir mussten wenden. Doch endlich kamen wir auf die rechte Autobahn. Wir hatten heißen Tee und Brötchen eingepackt für eine kurze Pause auf halbem Wege. Um ½ 11 Uhr fanden wir den Domplatz und das Mittagslokal, das aber noch geschlossen war. Unser Gepäck parkten wir gleich nebenan freundlicherweise in einer sehr originellen Kaffee-Rösterei und –Bar. Am Obelisken trafen wir Frau Siebeck mit Sohn und Gehwagen, etwas später auch Frau Weinberger. Wir gingen über den wunderschönen, reichhaltigen bunten Markt mit Strohblumen und Zwiebelzöpfen, Eierlikör, alles selbstgemacht, mit Gemüse. Kleidung, Esswaren, alles reichhaltig bestückt! Mit leichtem Regen und Schirmen starteten wir zur Stadtführung. In Hessen waren wegen Hochzeit, Verlobungsreise, Familientreffen, Ferienfahrten, Buchmesse und Krankheiten zuletzt noch einige Absagen gekommen. Frau Weinberger führte uns durch geheimnisvolle, enge Gassen zu sehr alten, renovierten, mächtigen Häusern, zu einer sehr alten Synagoge, zu einem Brunnen mit den Bremer Stadtmusikanten, über die Krämerbrücke zum Fluss Gera. Erfurt, mit Stapelrecht, weltberühmter Waidproduktion, eine sehr reiche Handelsmetropole, früher unter Schwedischer und unter Mainzer Regierung, machte uns mächtig Eindruck.
So besonders schön habe ich Erfurt noch nie kennengelernt! Es gibt viel zu entdecken!
Zum Mittagessen trafen wir uns mit 4 weiteren Erfurtern in einem italienischen Restaurant mit prächtigem Blick auf den Domplatze. 10 Personen füllten jetzt unsere Tafel. Nach einer kleinen Ansprache von mir speisten wir alle gut, gemütlich und mit vielen Erzählungen. Frau Siebeck erhielt eine große Flasche Frankfurter Äppelwoi, Frau Weinberger ebenso, dazu ein Frankfurter Buch für ihre besonders gute Stadtführung.
Danach gab’s ein Konzert, Frau Weinberger mit ihrer Geige, dazu die Blechbläser Kober. Improvisiert und ungeprobt spielten wir Choräle und Volkslieder und natürlich auch: „Segne und behüte“, allen Deutschbalten bekannt! Die Zuhörer waren erfreut.
Zum Kaffee erschien Frau Weinbergers Tochter Verena mit ihrem 10 jährigen Tamino und dem 2 jährigen Alexander, so dass wir statt Kuchen noch 2 Pizzen für sie bestellten und für die übrigen war nach freier Wahl die Kaffee-Einladung von Darmstadt spendiert.
Danach mussten wir uns leider eilen, uns auf die Heimfahrt zu begeben. Etwa um 17 Uhr starteten wir und erreichten ohne Stop Dietzenbach um 19.20 Uhr wohlbehalten.
Ein erlebnisreicher Tag voller guter Eindrücke und anregender Gespräche bleibt in unserem Gedächtnis.
Es waren erschienen aus Erfurt: Frau Siebeck mit Sohn, Frau Weinberger mit Freund, mit Tochter Verena und 2 Enkeln, Frau Hannelore Müller, Frau Regina Pfesdorf (ohne Herrn Launert und Frau Schoffe). Aus Hessen kamen Haskanlis und Kobers.
Wir empfahlen Herrn Siebeck und Frau Weinberger ein kleines Baltentreffen in einem Lokal neu zu gründen mit kleiner Vorleselektüre. Frau Weinberger schlug vor, dieses Treffen nächstes Jahr in Weimar genauso zu wiederholen, in der Hoffnung, dass dann noch einige mehr dabei wären. Herzliche Grüße und Wünsche von Thüringen bekamen wir mit auf den Weg nach Hessen
Es war wunderschön.

 

Karin Kober berichtet von einem kleinen estnischen Literaturabend anlässlich der Buchmesse in Frankfurt

Auf Empfehlung von Herrn Jürgen von Boetticher meldeten wir uns am Mittwoch, d. 19.10.2016 per E-Mail bei Frau Eha Salla in Mainz zu dem kleinen estnischen Literaturabend in Frankfurt am Main, Heiligkreuzgasse 31, an.
Als wir die gemütliche Pankuka Bar ‚Baltique‘ betraten, empfing uns eine große, lange Tafel mit vielen Teilnehmern, die alle herrliche, baltische Gerichte verspeisten. Wir setzten uns gerade noch dazu und bestellten die vielgerühmten ‚Pankuki aus Buchweizenmehl, die mit Lachs, Käse und Spinat, Nüssen, Salat und kleinen Schmandsoßen mit Quittensaft, Kwass oder anderen baltischen Getränken serviert wurden. Außer uns waren noch zwei weitere, uns bekannte Ehepaare, gekommen. Daneben saßen noch viele junge Teilnehmer von der estnischen Gemeinde an dieser Tafel.
Nach der guten Stärkung erhob sich ein flotter, junger Mann, Herr Indrek Koff, der estnische Schriftsteller, der aus Anlass der Buchmesse in Frankfurt weilte, und las uns in Estnisch eine seiner Geschichten vor. Dabei konnten wir den Laut und Klang dieser baltischen Sprache genießen. Danach las er diese nochmals in Deutsch vor. Auf sehr lyrische Weise drückte er darin aus, was ein Märchen alles seien kann und regte damit sehr meine Fantasie an. Es folgte eine zweite Geschichte in Deutsch, dann in Estnisch. Die Zuhörer zog er durchs Vorlesen in seinen Bann!
Herr Koff, eigentlich Kinderbuchautor, reichte noch Bilderbücher herum mit wunderschönen Bildern und bunten Zeichnungen, die mich entzückten!
Auch die neue estnische Kulturattachee, Marit Kopli, war gekommen.
Wir saßen neben einem sehr netten, jungen estnischen Paar, das aus Darmstadt gekommen war.
Sie erzählten uns, dass sie Johanni immer so schön feiern würden. Fröhlich und zufrieden über diesen schönen Abend gingen wir heim.

 

Im fünften Koffer ist das Meer - Kulturnachmittag der DBGes Hessen am 4. Oktober 2016 in Frankfurt.

Frau Bosse-Sporleder, Freiburg, las neue Texte aus ihrem Buch „Im fünften Koffer ist das Meer“. Es hat eine besondere Bewandtnis mit diesem Buch. Es gibt Erinnerungen wieder an die Kindheit der Verfasserin in Reval/Tallinn, Umsiedlung, Flucht und Emigration, Studium und Dozententätigkeit in Kanada und Finnland. Auf der Suche nach Autoren, die spezielle Seiten der jüngeren Geschichte Estlands aus eigenem Erleben schildern, hatte sich der estnische Verlag Petrone Print an Frau Bosse-Sporleder mit der Bitte um Ergänzung ihrer Texte um Familiengeschichte (auch Fotos) und Erfahrungen aus den letzten Jahrzehnten gewandt. Er brachte nun die estnische Fassung des erweiterten Buches heraus. Die Frankfurter Deutschbalten-Gruppe, die Frau Bosse-Sporleder schon von einer früheren Lesung aus der deutschen ersten Ausgabe des Buches (Verlag Libelle 2013) kannte, konnte nun in der neuen erweiterten Form der Erinnerungen (auf Deutsch) miterleben, in welcher ungewöhnlichen und unerwarteten Form die baltische Herkunft für Frau Bosse-Sporleder in der zweiten Lebenshälfte zu einem neuen intensiven Verhältnis zur alten Heimat geführt hat. Durch Besitz eines alten Hauses, Reiseleitungen, Kurse für estnische Deutschlehrerinnen u.a. gab es Anlass für mehr als einhundert Reisen nach Estland! Neue Freundschaften entstanden, Interesse und Wärme für das kleine Land an der Ostsee vertieften sich. Wie viele Leute schon nach der ersten Estlandreise schwärmte auch Frau Bosse-Sporleder vom unvergleichlich hohen Himmel. Die Zuhörer in Frankfurt tauschten Erfahrungen mit der Autorin aus und waren sehr einverstanden mit dem Bild der Deutschbalten, das interessierten Esten durch das neue Buch vermittelt wird.
Uta Angerer

 

Es sprudelt – Kulturnachmittag der DBGes Hessen am 5. April 2016 in Frankfurt

Eigentlich sollte es am 5. April in Frankfurt um August von Kotzebue gehen. Aber da der Kulturreferent der estnischen Botschaft überraschend absagte, sprang Robert Kober mit einem sprudelnden Vortrag über das Wasser ein, der sich vom Buch des japanischen Wissenschaftlers Masuru Emboto „Wasser, die wunderbare Quelle des Lebens“ inspirieren ließ. Jener habe bei der mikroskopischen Untersuchung von Eiskristallen ganz unterschiedliche Strukturen beobachtet, die jenseits der chemischen Zusammensetzung auf externe Einflüsse reagierten und energetische Qualitäten entwickelten: Beschalle man Wasser z.B. mit Musik von Bach oder setze es einer Gebetszeremonie aus, entständen gleichmäßig geformte Kristalle; unter „heavy-metal“ dagegen unharmonisch strukturierte, wie sie auch verschmutztes Flusswasser aufweise. Wasser reagiere sogar auf Gefühle und Gedanken, die ihm „entgegen-gebracht“ werden. Das klingt zwar ein wenig esoterisch, die Zuhörer aber ließen sich gern von der Begeisterung des Referenten für die heilende Kraft des Wassers anstecken. Hier verwies er auf das Buch: „Sie sind nicht krank, sie sind durstig“ von Dr. med. F. Batmanghelidj. Karin Kober servierte ihnen dazu Kostproben aus verschiedenen natürlichen Quellen. Sie nahmen die Empfehlung auf, jeden Tag mit einem Glas warmen Wassers zu beginnen, das auch aus der eigenen Wasserleitung kommen dürfe. „Jeden Tag acht Gläser“, lautete der Rat, „acht große für die Großen und für die Kleinen acht kleine“. – Eingebettet wurden solche praktischen Ratschläge in eine informative Kulturgeschichte des Wassers von der Antike bis zur Gegenwart. – Man verließ diesen Kulturn-achmittag mit der Überzeugung, dass sich das weitere Nachdenken über diese „wunderbare Quelle des Lebens“ lohne.
Jürgen von Boetticher

 

Seelsorge und Resozialisierung – Kulturnachmittag der DBGes Hessen am 12. Januar 2016 in Frankfurt

Über seine Erfahrungen aus 27 Jahren Gefangenenseelsorge sprach Pfarrer i.R. Otto Seesemann am 12. Januar beim Kulturnachmittag der Dt.-Balt. Ges. Hessen und Thüringen. Der Strafvollzug sei ab 1970 stark vom Grundsatz der Resozialisierung geprägt gewesen, begann er und erklärte dann, wie das reformorientierte Strafvollzugsgesetz des Bundes später durch Landesgesetz abgelöst worden sei, welches einen „härteren“ Strafvollzug bezweckte. Gefangene sollten zwar weiterhin befähigt werden, nach Entlassung ein Leben ohne Straftaten zu führen, jedoch habe das Vollzugsziel „Schutz der Allgemeinheit“ zu einer verschärften Praxis geführt, die er, Seesemann, für kontraproduktiv halte. Die Hauptaufgabeneines Gefangenenseelsorgers seien Gottesdienste, Gruppenarbeit sowie Einzelgespräche. Er selbst habe mit Gefangenen auch intensiv Lauftraining und Mannschaftssport (Fußball und Tischtennis) betrieben, was sich als wirksam erwiesen habe, um bei den Gefangenen Selbstvertrauen (wieder)aufzubauen. Das auch im Gefängnis geltende Beichtgeheimnis habe im Umgang mit den Gefangenen sehr geholfen, denn so konnten diese ohne Risiko auch über heikle Dinge mit dem Seelsorger offen sprechen. Die Zuhörer waren beeindruckt von dieser Pfarrerspersönlichkeit.
Jürgen von Boetticher

 

Große Freude in Ropazi ...

... als mehrere große Pakete mit Wolle, Garn und anderen Strick-Utensilien eintrafen. Sie waren von der DBGes Hessen/Thüringen gesammelt worden und Ingeborg Baumann überzeugte sich vor Ort, wie die behinderten Menschen damit „die schönsten Resultate“ strickten, häkelten und „handarbeiteten“. Dr. Stefanija Albova, Leiterin des Sozialpflegezentrums dankte allen, die dazu beigetragen haben, dass eine echte „Beschäftigungstherapie“ ermöglicht wurde.

Handarbeiten gesucht!
Das Sozialzentrum von Ropazi/Rodenpois braucht wieder Hilfe in Form von Handarbeitsutensilien für neue Patienten. Ingeborg Baumann (Haus der Deutsch-Balten, Herdweg 79, 64285 Darmstadt) brachte diese Bitte von ihrem Besuch mit. Senden Sie ihr bitte Wolle, Garne, Nadeln, neu und angefangen, sowie sonstige Handarbeitsartikel aller Art zu – sie wird die Weiterlieferung veranlassen.

 

Musterknaben im Stimmbruch: Begegnung mit Lettland und Estland – Bericht einer Studienfahrt

Eine informative Studienfahrt durch Lettland und Estland unternahm die hessische Deutsch-Baltische Gesellschaft. „Nicht nur Herrenhäuser und Kirchen, sondern die wirtschaftliche, kulturelle und politische Gegenwart dieser Länder und ihrer Menschen soll das Programm bestimmen“, beschrieb Leiter Christian Donath das Ziel der Reise.

Ihm stand Ingeborg Baumann zur Seite, die die Brückenfunktion solcher Begegnungen mit engagierten, sachkundigen, Deutsch sprechenden Experten betonte. Man habe bewusst auf vielfältige Kontakte gesetzt, um auch zu den Konflikten ein breites Spektrum unterschiedlicher Informationen zu erhalten.Raketenhaft – so rühmen nicht nur Wohlmeinende die Entwicklung der baltischen Staaten Lettland und Litauen, insbesondere „den marktwirtschaftlichen Musterknaben“ Estland. Aber auch Musterknaben kommen in den Stimmbruch: Hier sind Krisensymptome erkennbar, steigt das BIP nicht mehr um 11, sondern nur noch um zwei Prozent, verzichtet die Öffentliche Hand mit einer Staatsquote von lediglich 33 Prozent auf eigene Impulse für die wirtschaftliche Entwicklung und hat zu wenige Mittel für ihre ureigenen Aufgaben, z.B. Bildung und Erziehung. Die Inflation ist auf mehr als zehn Prozent gestiegen. Zu möglichen Wirtschaftspartnern in Russland fehlt immer noch das nötige Vertrauen.

So beschrieb Wirtschaftsprofessor Janno Reiljan von der Universität Tartu/Dorpat die aktuellen Probleme. Stark seien dagegen unverändert die Sektoren „Dienstleistungen“ und „Holzwirtschaft“, und die geringe Steuerquote begünstige Investitionen. Auch der stellv. Chefredakteur von Eesti Ekspress, mit einer Auflage von 40.000 Exemplaren eine der wichtigen Zeitungen des Landes, beklagt die wirtschaftliche Stagnation. Zwar sei die Arbeitslosigkeit gering; stattdessen gingen Fachkräfte ins Ausland und kämen nicht wieder zurück.Insgesamt freundliche Akzente setzte Julius Bobinger, der deutsche Botschafter in Estland. Die Arbeitsvergütungen seien in den letzten drei Jahren um etwa 30 Prozent gestiegen und lägen im Durchschnitt bei 850 Euro pro Monat. Etwa 300 deutsche Firmen seien im Lande engagiert, deutsche Investoren mit lediglich zwei Prozent aber weniger präsent als andere Ausländer wie Finnen oder Schweden. Der estnische Staatspräsident betont das „gemeinsame kulturelle Erbe“ und die Botschaft fördere den Deutschunterricht, sei sich aber im Klaren über die zunehmende Attraktivität der USA für Jung und Alt.Begonnen hatte die Studienreise in Riga. Im Integrationsministerium beschrieb Renate Misevica, Leiterin der Koordinationsabteilung, die Regierungsaktivitäten zur Integration der Minderheiten. In den Städten seien 60 Prozent der Bevölkerung russischer Herkunft, in ländlichen Regionen stellten dagegen Letten die Mehrheit. Sprachkurse sollen helfen, vor allem Russen zu integrieren und einzubürgern. Denn mehr als 300.000 Bewohner Lettlands, insbesondere Russen, besäßen keine lettische Staatsbürgerschaft. Um eingebürgert zu werden, müssten die Bewerber begrenzte Sprach- und Geschichtskenntnisse testen lassen. Anders äußerte sich bei einem Empfang im Russischen Club der Abgeordnete Sergej Mirskis: Angehörige der Minderheiten müssten sich bei staatlichen Stellen in ihrer eigenen Sprache verständigen können. An das dunkle Kapitel deutscher, auch deutsch-baltischer Geschichte, nämlich an die Verfolgung und Vernichtung der Juden des Baltikums, erinnerte der Besuch des Lagers und der Tötungsstätten in den Wäldern von Rumbula und der KZ-Gedenkstätte in Salaspils. Geführt wurde die Studiengruppe von Dr. Bergmann, den Vorsitzenden der Vereinigung jüdischer KZ-Häftlinge, der aus eigener Erfahrung eindrücklich über das Schicksal der Juden während der deutschen Okkupation Lettlands berichtete.An eine andere Vergangenheit erinnerten die Stadtführungen in Dorpat/Tartu, Reval/Tallinn, Pärnu/Pernau, die andächtigen Besuche und Konzerte in den großen Kirchen des Baltikums oder die Besichtigung des ehemaligen Campenhausen‘schen Gutes Orellen. In eine andere Gegenwart führte der literarische Spaziergang durch die Altstadt Rigas mit Matthias Knoll, der kenntnisreich Architektur mit lettischer Literatur verband. Und in die Zukunft wies die Begegnung mit der optimistischen Jungunternehmerin Tairi Leis, die mit ihren 29 Jahren erfolgreich am Aufbau ihrer Kunsthandwerksfilialen in Tartu/Dorpat arbeitet. Das ernsthafte Informationsinteresse der Studiengruppe beeindruckte auch ihre Partner. Der Abgeordnete Prof. Peeter Tulviste, der durch das estnische Parlament führte, schloss die Begegnung mit der schlichten Bemerkung: „Ich habe mir gern die Zeit für das Gespräch mit Menschen genommen, die wirklich zuhören.“ (Gerold Schmiedbach)