Internationale Kulturtage Mare Balticum

„An der Grenze zweier Welten“
Auf der Suche nach dem Baltikum

23. - 25. November 2018 in Darmstadt

„Baltikum“ – dieser Teil Europas mit seinen wechselnden Grenzen und der „höchst merkwürdige(n) Vermischung von Nationen und Völkerstämmen“ (J.-P. Catteau-Calleville, 1815) ist weiterhin ein politisches, historisches und ethnisches Kaleidoskop. Als territoriale Erfindung ist es keine Einheit trotz „Integration in die westeuropäischen Macht- und Wirtschaftsstrukturen“, sondern unterscheidet sich, wie jeder Reiseführer weiß, „wesentlich in Sprache, Kultur und Mentalität ihrer Bevölkerungen“.
Die Internationalen Kulturtage Mare Balticum suchten über verschiedene Ansätze einen analytischen Zugang zum Phänomen „Baltikum“. Von der frühen Neuzeit bis zur Gegenwart widmeten sich acht Vorträge der Außenwahrnehmung und Selbsteinschätzung, den Einflüssen und Beziehungen, Dispositionen und Differenzen des Europas en miniature.

 

„Provinzen der Barbarei und des Luxus“
Baltische Mythen, Legenden und Ikonen 

17. - 19. November 2017 in Darmstadt

„Geben wir dem Volk ein Epos und eine Geschichte und alles ist gewonnen“, forderte 1839 – zu Beginn des „nationalen Erwachens“ im Baltikum – der estophiledeutschbaltische Arzt und Schriftsteller Georg Schultz-Bertram. „Lasst uns Gedenktage erfinden!“ so schien Ende des 20. Jahrhunderts das Mottoder staatlichen Erinnerungspolitik der Balten zu lauten, als es galt, angesichts der Neuschreibung ihrer Geschichte nach dem Ende der Sowjetherrschaft eigenesinnstiftende Symbole zu entwickeln.
Konträre Narrative, nationale Rituale, Erinnerungskulturen und Selbstvergewisserungen prägen seit Jahrhunderten die multiethnische Region des Baltikums.
Die Vorträge der Internationalen Kulturtage Mare Balticum untersuchten in einem Querschnitt durch die Geschichte einige dieser kanonisierten und markantenGeschichtsbilder. Das „vielstimmige“ kulturelle Erbe zu bewahren und der Austauschder Erkenntnisse sind Schritte auf dem Weg in ein gemeinsames Europa.

 

Frei wie nirgendwo in der Welt
Die Unabhängigkeiten der baltischen Staaten

18.-20. November 2016 in Darmstadt

Mit den Schlagworten Baltijos kelias / Baltijas ceļš / Balti kett und der „singenden Revolution“ haben sich die baltischen Völker auf den Weg zur Wiedergewinnung ihrer Souveränität gemacht. Nach schwierigen Anfangsjahren ist die politische Entwicklung des Baltikums manifest: Von den Republiken der früheren Sowjetunion sind Estland, Lettland und Litauen die bislang einzigen Länder mit einer echten Demokratie.

Das diesjährige 25. Jubiläum der offiziellen Unabhängigkeit der baltischen Staaten war auch für die Deutschbalten Anlass zur Zwischenbilanz. Dabei standen weniger die historischen Ereignisse im Vordergrund als die kulturellen, ökonomischen und sozialen Voraussetzungen des erfolgreichen Umbruchs und der gesellschaftlichen Stabilität. Neben Analysen und der Sicht auf die aktuelle Situation gine auch der Blick zurück auf die erste Unabhängigkeit von 1918 bis 1940, die Goldene Zeit der Zwischenkriegsjahre.

Die Internationalen Kulturtage Mare Balticum boten im Austausch mit Esten, Letten, Litauern die Gelegenheit, den Freiheitskampf zu untersuchen und damit die gesellschaftliche Verfassung des Baltikums weiter zu stärken.

 

Baltische  Grenzüberschreitungen
Wandern – Reisen – Fliehen

20.-22. November 2015 in Darmstadt

Grenzen trennen - Kontinente, Länder und Provinzen auf den Landkarten oder Einsichten, Kulturen und geistige Horizonte in den Köpfen. In manche sind wir hineingeboren und müssen in ihnen verharren. Immer aber lockt auch, was jenseits der Grenzen liegt, und lässt uns neue Horizonte entdecken. Von räumlichen und geistigen Grenzüberschreitungen im Baltikum, aus ihm heraus und in es hinein, handelten die Internationalen Kulturtage Mare Balticum 2015.

Die Konferenz begann am Freitag mit der Erinnerung an „Luthers Gesandte - Die Reformation überschreitet die Grenze“ und wurde am Sonnabend mit dem Vortrag des Freiburger Germanisten Dr. Heinrich Bosse über das „Wandern und Irren“ eines der wichtigsten deutschbaltischen Lyriker, Ulrich Kasimir Boehlendorff, fortgesetzt: „Heimatlos in der Heimat“. Berühmte geographische Grenzüberschreitungen wurden am Beispiel „Adam Johann Krusenstjern und seine Freunde“ dargestellt: „Dreimal um die Welt“.

Ein eigener Beitrag „Weibliche Fernsichten“ war den Frauen der Familie Krusenstjern gewidmet. Über die Bedeutung von „Johann Gottlieb Herder in Riga“ sprach Dr. Peter Wörster vom Herder-Institut in Marburg. Zwei Grenzüberschreitungen, von denen Deutschbalten betroffen waren, wurden an den Fluchtbewegungen im Bürgerkrieg 1919 und am Ende des Zweiten Weltkrieges beschrieben. „Über alle Grenzen hinweg“ trug schließlich „Münchhausens Ritt auf der Kanonenkugel“, der im Baltikum gelebt und dort seine Frau gefunden hat.

Wie stets, war viel Zeit für die Aussprache und das persönliche Gespräch vorgesehen. Der Begegnung mit den zahlreichen Teilnehmern aus den baltischen Staaten, insbesondere Studierenden, war der Gesellschaftsabend gewidmet: der „Baltenball“ mit unseren Traditionstänzen.

 

Wer Europa trägt
Zu Geschichte und Gegenwart des Baltikums in Europa

21. - 23. November 2014 in Darmstadt

Die Antike benannte unseren Kontinent nach einer reizenden Dame, die den höchsten der Götter als Stier in Bewegung brachte. Wie stark bewegt Europa uns Sterbliche heute - in Deutschland wie in den baltischen Staaten? Die Esten, Letten und Litauer wissen sich Europa als Empfangende und Gebende zugehörig. Darin hat sie die gemeinsame deutsch-baltische Kulturgeschichte bestärkt. Sie hatten und haben Anteil am politischen Schicksal Europas, an der europäischen Kultur und an Europas wirtschaftlichen, sozialen und rechtlichen Standards. Mit den anderen europäischen Nationen sind Deutschland und die baltischen Staaten für das Schicksal unseres Kontinentes verantwortlich.

Vor dem Hintergrund einer Jahrhunderte währenden gemeinsamen deutsch-baltischen Geschichte haben die Internationalen Kulturtage Mare Balticum Aspekte der Tradition und gegenwärtigen Herausforderungen erörtert, die Deutsche und die Bürger der baltischen Staaten im Engagement für Europa verbinden.

 

Den Geschwistern Witz und Wahrheit
Kritische Kunst in Aufbruch und Widerstand

22. - 24. November 2013 in Darmstadt

Unter der Widmung „Den Geschwistern Witz und Wahrheit“ soll an Beispielen aus Literatur, bildender Kunst, Film und Musik in Deutschland und den baltischen Staaten der widerborstige Beitrag der Kunst zur Gesellschaftskritik in Umbruchs- und Krisenzeiten erörtert werden. Kunst kann die Selbstreflexion von Gesellschaften spiegeln, den Aufbruch aus erstarrten Konventionen provozieren, hellsichtig Ursachen für drohende Krisen und Kriege aufdecken, unter diktatorischer Herrschaft den Widerstand stärken, kulturelle Identität stiften und Hoffnungen begründen. In der Erinnerung an den in Reval geborenen Dichter und Zeichner Robert Gernhardt soll deshalb – seiner Titelwidmung folgend – nicht der angepassten, sondern der widerständigen Kunst die Aufmerksamkeit gelten. Die Auswahl der Beispiele orientiert sich an gemeinsamen deutsch- baltischen geschichtlichen Erfahrungen. Während der Tagung wird eine Ausstellung von Gemälden des deutschbaltischen Künstlers Heinrich Schilinzky zum Tagungsthema gezeigt.