Wege aus der Krise?

Vom 19-22. März fand in Tartu der Intensivkurs „Krisenund Konfliktbewältigung in Wirtschaft, Politik und Medien“ statt. 18 junge Menschen aus Deutschland, Lettland, Estland, Russland und Litauen lernten und diskutierten im Domus Dorpatensis.

Wie der Name versprach, war das Programm intensiv. Obwohl die Teilnehmer aus verschiedenen Studienfeldern kamen, interessierten sie sich alle für das gemeinsame Thema. Prof. Tõnu Lehtsaar leitete die erste Einheit: Konfliktmanagement. In Rollenspielen in Gruppen und in der Diskussion lernten wir uns kennen. Abends sahen wir den estnischen Spielfilm „Klass“, den ich schon aus meiner Schulzeit kannte. Damals kam er uns komisch und fremd vor. Diesmal sah ich nicht nur die Einzelheiten sondern das Prinzip des Mobbings. Und es war wunderbar, den Regisseur Ilmar Raag zu treffen, der aus seiner professionellen Perspektive die Rolle der Medien in Konflikten erklärte.

Die Stadtrallye sah zunächst wie ein einfaches Orientierungsspiel aus, das Spaß macht. Aber sie folgte – ganz modern mit vielen Fotos – informativ den deutschen Spuren in der Geschichte Dorpats/Tartus und der Deutschbalten. – Den Vorträgen von Madis Ernits, dem ehem. stellv. Rechtskanzler Estlands, und Denis Blenck zur Rolle der Europäischen Zentralbank (EZB) und den Auswirkungen der aktuellen Finanzkrise auf die estnische Verfassungsrealität waren für Fachfremde schon sehr spezifisch. Viele Teilnehmer waren aber auch von diesen Referenten begeistert.

Quasi als Dessert richtete Domus Dorpatensis am Ende einen Gesellschaftsabend aus – nein, einen richtigen Ball, ganz anders als ein Abiturball. Ein Kindheitstraum wurde wahr – wie in einem Märchen mit Burgen, Rittern, Orden, alten Familiennamen und Tänzen wie Française und Polonaise. Es ist toll, dass es noch diese Tänze und dazu passende, so guten Tanzpartner gibt! Hier fühlte man sich wohl.

Als einzige Teilnehmerin aus Litauen war es eine große Chance für mich, nicht nur viel über Krisen, Konflikte und ihre Bewältigung zu lernen, sondern auch die ganze Zeit über nur Deutsch zu sprechen. Jeder Tag in Tartu war ein kleines Wunder mit neuen Menschen, die etwas Gemeinsames in ihren Herzen haben. Das kann man nicht erklären, das muss man erleben. „Es war so schön. Ich liebe euch!“: Nur das kann ich sagen, wenn man mich fragt, wie mir der Intensivkurs in Tartu gefallen hat. (Gabija Gorodeckyte)

Quelle: Mitteilungen aus baltischem Leben – 3/2015